Liebe Jassi !

Wochenbericht: Ich habe mich beim Abwaschen an einem Glas (mit Ente drauf) übelst geschnitten.
Ist es normal, dass wenn es blutet, es gleich immer so sehr blutet? Früher war das nicht so explosiv, dass ich denke ich verblute. Also geschnitten und dann verarzten mit Links ( ha, ha , ). Wunde abdrücken so gut es geht. Krampfhaft nach Pflaster und dem erste Hilfe Kasten suchen. Mit Ach und Krach die Wunde versorgt.
Nicht lustig!
Ich bin gespannt was es diese Woche sein wird? Genickbruch? Beinbruch? Arm ab? Bein ab????
Ich habe definitiv keine Feinmotorig mehr, ich spüre mich kaum noch und bin wohl wie eine Holzpuppe.

Wichser leiert seine Platte wie eh und jeh ab.
Die Magen- Darmschmerzen bekämpfe ich mit Tropfen, die sooo bitter sind, dass ich meine Leber und Galle vor Begeisterung klatschen höre. Leber an Großhirn: Danke !!!
Bitter ist gut für sie. Und es hilft meistens auch schnell, dank der Gnade meines Stalkers.
Bleiben noch die Ibos und ein winziges Schlückchen Alldohol wenn die Panik und die Traurigkeit mich total überrollen.
Bloß gut für den, dass ich nicht abhängig bin. Es kommt an Tagen vor, dass ich cool 😎 und hoffnungsfroh bin und nicht einmal an Betäubung denke.

Ich würde soooo gerne mit dir quatschen. Immer mehr taucht meine Kindheit in mir auf. Ich habe auf die Schnittwunde eine Zugsalbe getan, damit die Wunde nicht mehr am Pflaster klebt. Das riecht so gut , und erinnert mich an das nette Fräulein Thiemecke, die als Krankenschwester für unser Viertel unterwegs war. Wie nannten sich diese Schwestern? Agnes Kraus hat doch auch so eine gespielt.
Man brauchte nicht zum Arzt. War 'ne schöne Sache.
Gestern haben sie wieder Westen mit Osten verglichen.
Sicher war es bei uns nicht so vollgestopft, und überquellend ,sondern etwas dezenter , aber ausreichend präsentiert.
Sie erzählten da, dass wir so wenig zu Essen hatten, dass wir Fischkonserven aufgewärmt haben.
Also in meiner Familie war das nicht der Fall. Wir sind, wenn wir Fisch essen wollten , in den Fischladen in der Karl-Marx-Strasse gegangen, dort gab es viele Sorten Fisch, von denen mir am besten Heilbutt und Flunder schmeckten. Meine Mutter hat oft Heringssalat gemacht, den es zu Kartoffeln gab. Es gab "Lebende Karpfen auch geteilt" 😆 Die gab es wirklich und in einem Witzbuch in dem gesammelte , verrückte Werbesprüche oder Sprüche die auf Tafeln standen und zum Schlapplachen waren.

Hier ist es "Für das Beste im Mann.." ist sein Bart....ha, ha !

Meine DDR muss eine andere gewesen sein, als das, was sie gestern gezeigt haben.
Vielleicht war es in den Großstädten anders. Aber selbst da habe ich vom Mangel beim Essen nichts bemerkt. Wenn ich meine Geschwister in Berlin und Leipzig oder Burg besuchte, gab es immer das, was der Familienrat zuvor beschlossen hatte . Deutsche Hausmannskost eben. Ich habe nie erlebt, dass man eine Sorte Fleisch nicht bekam. Es gab Rindfleisch, Schweinefleisch, was nicht so hellrosa und wässrig und riesig aussah, wie das nach der Wende. Vielleicht haben wir unsere Antibiotika nur in der Medizin gebraucht und kein Geld für Labors gehabt, in denen, wie im Westen sich so perfide Sachen ausgedacht wurden .

Vielleicht meinen die, die angeblich kein Fleisch bei uns bekommen haben wollen, Kalbsfleich oder Lammfleisch. Das kann ich nicht beurteilen, wir haben in unserer Familie keine Kinder gegessen, außer Kalbsleberwurst.... 🥹Sicher war auch nicht alles ganz astrein bei uns , aber unsere Brötchen waren nach 3h immer noch knusprig, während ich hier Pappe in der Hand habe, nach 3h.
Unser Bäcker Brillow hat so toll gebacken und ich durfte am Ofen zuschauen wie der kleine Herr Brillow braune Brote auf einem langen Brett aus dem Ofen zog, sie mit Wasser bestrich und wieder hineinschob, was sie wunderbar knusprig werden ließ. 0,50,- Pfennig ein Brot, 0,05,- ein Brötchen. Logisch, dass Bäcker zu schuften hatten und garantiert nicht reich geworden sind. Der Staat hat diese Preise aber auch subventioniert.

Waren des täglichen Bedarfs preiswert, Luxusgüter, wozu ach Kaffee und Schokolade gehörten, sind teurer gewesen. Was ja nicht schlecht gedacht war, oder ?

In Gedanken gehe ich die K.M. Straße noch einmal entlang. Vom schiefen Turm in unsere Richtung. Erinnerst du dich auch noch?
Da waren das "1000 kleine Dinge" Geschäft, in dem es vom Geschirr bis zur Glühlampe und Steckdose alles gab.

Dann kam der Geflügelladen. Wo du Hühnchen, Hähnchen, Pute , Ente, Gans..... Geflügelleber, die ich, als ich verheiratet war, lieber gekauft habe, weil sie zarter war als die normale. Es gab nicht immer Hase oder Kaninchen im Ganzen und zum selber Sezieren. Und so weiter.
Dann kam der Tapetenladen, dann ein Gemüseladen, wo immer im Sommer die herrlichsten, reifen, duftenden Pfirsiche in Asietten verpackt, draußen präsentiert wurden und soooo wunderbar geschmeckt haben. Einmal hatte ich so einen auch hier.Ohne Asiette, aber so duftend und so süß und saftig wie damals. Seit dem bekomme ich hier nur noch unreife, harte Früchte, die, wenn du sie nachreifen lässt, doch eher faulig werden als alles andere.

Ich weiß, ich klinge so unglaublich, aber so war es nun einmal in der DDR, in der ich gelebt habe. Gemüse und Obst der Saison, was hier gerade in Mode kommt. Es gab sehr selten 🍌 und Orangen , Orangen wurden mehr, als wir die aus Kuba bekamen. Zuckersüß und dünnhäutig.
Ich habe, was Essen angeht ,immer bekommen was ich gesucht habe.

Mangel hatten wir bei der Bettwäsche, kann ich mich erinnern , Handtücher später auch. Sicher kann ich auch nicht für Ersatzteile sprechen, denn "Ich hatte garkein Auto "!

Ich hätte so gerne mit dir darüber gequatscht.
Sicher bin ich nicht die Anspruchsvollste und warum es bei uns keinen Feldsalat gab, verstehe ich immer noch nicht.
Aber vielleicht war das ja regional gebunden. Wir waren eine Kleinstadt in der Nähe der fruchtbaren Magdeburger Börde.
Kannst du dich noch an die erste Jeans erinnern? Ich hatte Vitamin B, weil ich im Konsum als Dekorateurin gearbeitet habe. Vorkaufsrecht sozusagen. Wir standen auch Schlange und die Dinger waren so hart, dass man sie hinstellen konnte 😁😄😃🤭
Aber den Versuch fand ich nett.
Ich hätte mir eine bessere, eine reformierte DDR gewünscht, wie damals Biermann, mit einer freien Mittelschicht, die sicher Kreativität und Steuereinnahmen gebracht hätte.
Alles verstaatlichen und Planwirtschaft hat nun wirklich nicht funktioniert.

Wir waren keine Vegetarier, wir wussten nicht einmal was das ist. Das kam aus dem fortschrittlichen Westen.
Wir wussten nicht was Gleichberechtigung im Haushalt ist kein Thema gewesen, in der Arbeit meistens schon.
Zumindest in meinem Umfeld. Da war ausschließlich die Frau, neben der Arbeit, für den Haushalt zuständig.

Und ein Volk einsperren kann garnicht gut gehen.
Aber was mir vor und nach der Wende von diesem Stalker angetan wurde, ist tausendmal grausamer und wäre bei uns nicht möglich gewesen.

Schade, dass ich nicht mit dir schwatzen kann und wie es aussieht, wird's wohl auch nichts mehr.
Ich umarme dich, wenn ich darf.
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